„Diese WMTRC sind eine große Sache, und sie werden bei uns allen Gänsehaut erzeugen!“

Stian Angermund

Stian Angermund

Der Mann kennt sich aus, wenn es um internationale Titelkämpfe und Medaillengewinne geht. Stian Angermund (laut Pass Norweger, der Urgroßvater aus Deutschland, und die Frau seines Vorfahren aus Dänemark, also zu rund einem Achtel Deutscher und zu rund einem Achtel Däne)  – ist nicht nur amtierender Weltmeister auf dem Trail Short, den er in Chiang Mai 2022 gewonnen hat, sondern hat bereits 2016 bei der WM in Lleida Vertical- und Sky-Marathon-Rennen gewonnen.

„Als Teenager war ich ein Biathlet“, erzählt Angermund. „Dann habe ich mit dem Berglauf begonnen, und als ich 25 oder 26 Jahre alt war, traf ich bei einem Wettbewerb in Norwegen Jonathan Wyatt, mehrfacher Weltmeister, eine Ikone unseres Sports. Ich fragte ihn nach wichtigen internationalen Rennen und er empfahl mir den Großglockner Berglauf.“ Gute Erinnerungen an Österreich sind seitdem geblieben: „Wunderbare Landschaften, freundliche Menschen. Jedes Land hat seine Besonderheiten, doch irgendwie kann man die Natur in Norwegen mit jener in Österreich vergleichen – ohne die hohen Berge allerdings. Jedenfalls liebe ich es, Zeit in den Alpen zu verbringen.  Meine Freundin hat einen Onkel im französischen Avoriaz, wir haben Freunde in der Schweiz, ich war auch beim Dolomitenmann in Linz dabei. Und am Großglockner wurde ich 2014 Zweiter, 2015 Erster.“

Das war zu einer Zeit, in der Angermund zusammen mit Freunden mit dem Skyrunning begonnen hatte, und auch bergab fühlte er sich bald wohl. „Bis vor fünf Jahren hätte ich gesagt, dass meine Stärke in den Uphills liegt. Nun bin ich bergauf und bergab in etwa gleich stark – wichtig ist mir nur, dass es möglichst steil ist, denn auf einfachen Trails bin ich nicht super-schnell.“

Stian Angermund will nicht werten, ob nun der Vertical, die Trails oder die Skyruns wichtiger oder prominenter sind. „Es geht mir nicht um die Distanz und die Höhenmeter. Es geht mir vielmehr darum, die Freude des Laufens zu spüren, Zeit in der Natur zu verbringen und mich selbst herauszufordern. Es geht darum, das Laufen, die Natur, sich selbst zu spüren.“

Auf die World Mountain and Trail Running Championships 2023 Innsbruck-Stubai freut sich der Mann aus Bergen mit einen ITRA-Index von 916, denn die Strecke des Trail Short von Innsbruck nach Stubai mit ihrem Höhenprofil gefällt dem Titelverteidiger. Weiteres Edelmetall hat für den Skandinavier in einem Wettkampfjahr voller Höhepunkte absolute Priorität. In der UTMB-Woche tritt Angermund beim OCC an und will zuvor noch beim DoloMyths Skyrace als erster Sportler unter der Zwei-Stunden-Marke bleiben. „Bei anderen Events ist der ökonomische Anreiz vielleicht größer, doch nichts kann vom Prestige her mit einer Weltmeisterschaft mithalten. Doch es wird ein hartes Stück Arbeit. Dass ich Titelverteidiger bin, zählt auf den Trails in Tirol nichts. Zudem mag ich den Ausdruck ,Titelverteidiger‘ nicht. Viel eher bin ich ein Angreifer. Und meine Einstellung überträgt sich auf meine Rennstrategie.”

„Es ist eine großartige Idee, Berglauf und Trailrunning zu einer gemeinsamen WM zusammenzuführen und Innsbruck-Stubai wird herausragende Titelkämpfe organisieren. Aber bitte: Ändert dann die Namen der Trailrennen, beispielsweise in Mountain Marathon und Ultra Trail. Denn ein Trail Short hat für mich persönlich die Länge und Höhenmeter eines Mountain Classic.”

Seit wenigen Tagen läuft Stian Angermund für Asics. Er ist nicht nur ein Weltklasse-Läufer, sondern auch Lauftrainer und kümmert sich mit seiner Freundin, der dänischen Star-Läuferin Katrine Villumsen (ITRA 682), um die nächste Generation. Katrine initiierte die norwegische Skyrunning-Serie und ist Head of Nordic Skyrunning, einer in fünf nordischen Ländern aktiven Organisation. Gemeinsam werden sie nach den WMTRC ein Jugend-Trainingslager abhalten und auch bei der Klassen-WM im Skyrunning in Italien dabei sein, „um die nächste Generation zu fördern und zu inspirieren.“

Stian Angermund hat eine 18 Monate alte Tochter (die ihn aufgrund einer erst später festgestellter Laktoseintoleranz knapp ein Jahr lang nicht schlafen ließ), einen Hund und keine Zeit für Hobbys. „Aber das ist okay so“, sagt der Weltklasse-Athlet. „Genauso gut ist, dass die Szene im Trailrunning immer professioneller wird. Die WMTRC in Innsbruck-Stubai werden ihren Teil zu dieser Entwicklung beitragen. Sie werden ganz bestimmt ein Big Thing.“

Kurz-Steckbrief

Stian Angermund, Norwegen, geboren am 27. August 1986 in Bergen und dort wohnhaft, läuft für Asics Team Europe. Erfolge (Auswahl): 2015: Vize-Europameister Vertical; 2016: Weltmeister im Vertical und im Sky Marathon; 2017: Sieger bei der Transvulcania Vertical, Zegama-Aiskorri, Ring of Steall Skyrace; 2018 und 2021: Sieger bei der Golden Trail World Series, 2021: Erster im Mont Blanc Marathon, DoloMyths Run; 2022: WMTRC Weltmeister im Trail Short.