„Ich wünsche mir, dass ich bei den WMTRC mit dabei sein kann – denn ich bin noch nie in Österreich gelaufen…“

Rebecca Cheptegei

Rebecca Cheptegei

Die Freude war groß auf der Ziellinie von Chiang Mai im vorigen November, als sie den Mountain Classic gewann und sich zur Weltmeisterin in dieser Berglauf-Disziplin kürte. Rebecca Cheptegei war neu in der Szene, ihre Wettbewerbe auf Trails ließen sich an den Fingern einer Hand abzählen – Sechste bei Thyon-Dixence, 26. beim famosen Sierre-Zinal (beide Rennen finden in der Schweiz statt), Dritte bei den nationalen Berglauf-Meisterschaften.

„Wenn ich an die Weltmeisterschaften zurückdenke, dann freue ich mich immer noch über diesen Erfolg“, sagt sie. „Mir ist der Kurs entgegengekommen, aber auch die Gesamtumstände in Thailand. Ich habe mich wohl und gut gefühlt, das hat sich auf mein Rennen ausgewirkt.“

Wir sprechen mit Cheptegei zwischen einem Trainingsblock und dem anderen. Sie lebt und läuft in Bukwo, das ist gleichzeitig ein Distrikt und eine Stadt im Osten des Staates an der Grenze zu Kenia. Landwirtschaft – Kartoffel, Äpfel, Tomaten, Passionsfrucht, Kaffee usw. werden angebaut – und Viehzucht sind die wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten in einem von Armut geprägten und Gewalt beherrschten Landstrich. Was Bukwo international bekannt macht, sind seine Läufer und Läuferinnen. Joshua Cheptegei, aktueller Weltmeister und Olympiasieger über 10.000 m, trainiert hier wie Cross-Country-Weltmeister Jacob Kiplimo, Moses Ndiema Kipsiro oder Peruth Chemutai, die in Tokio Gold über 3000 m Hindernis geholt hatte. Bukwo liegt auf über 1700 m, also ideal für das Training in der Höhe. Die kenianische Läuferhochburg Iten ist gerade einmal 160 km entfernt, die Autofahrt dorthin beträgt dennoch dreieinhalb Stunden.

„Ich liebe die Natur und die Berge“, sagt Cheptegei, was in der Sprache der Kalendjin-Volksgruppe übersetzt so viel bedeutet wie „auf dem Boden geboren“ . Mit ihrer Naturverbundenheit ist sie in Bukwo genau richtig, der Nationalpark Mount Elgon gehört zu den höchsten Bergmassiven Ostafrikas, sein Hauptgipfel Wagagai ist 4321 m hoch.

Von den Alpen ist die Läuferin tief beeindruckt, die Bilder des Sierre-Zinal trägt sie weiterhin in sich. „Ich würde sehr gerne dorthin zurückkehren, es hat mir überaus gut gefallen.“ Die World Mountain and Trail Running Championships 2023 Innsbruck-Stubai würden eine der nächsten Gelegenheit bieten.

„Als Titelverteidigerin wäre ich sehr gerne in Tirol am Start, und ich würde alles dafür tun, um erneut eine Medaille zu gewinnen!“

Rebecca Cheptegei ist verheiratet und zweifache Mutter, sie ist Heeressportlerin und erhält einen Sold. „Ich sehe mich als Profi, aber ich muss auch sagen, dass der WM-Titel von Chiang Mai mein Leben nicht verändert hat.“

Wie auch. Zumindest noch ist im Berglauf und Trailrunning nicht das große (Läufer-)Geld zu machen, auch deswegen liegt der Fokus der 32-jährigen Athletin auf dem Straßenlauf. Ihre persönliche Bestleistung im Halbmarathon datiert aus dem Jahr 2011 (1:13:05), jene im Marathon aus dem Jahr 2022: 2:22:47 Stunden bedeuteten neuer nationaler Rekord, was ihr einen Startplatz für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Ungarn sicherte.

„Ob ich in Innsbruck-Stubai dabei sein werde, weiß ich nicht. Dies entscheidet der nationale Leichtatjhletik-Verband, doch wenn ich die Erlaubnis für eine Teilnahme erhalte, bin ich selbstverständlich dabei“, sagt Cheptegei.

Und wer weiß, vielleicht sind in der Wohnung der vielseitigen Athletin in wenigen Monaten gleich zwei WM-Medaillen zu finden…

Kurz-Steckbrief

Rebecca Cheptegei, Uganda, geboren am 22. Februar 1991 in Bukwo und dort wohnhaft, läuft für ccc. Erfolge (Auswahl): 2022: Zweite bei den nationalen Meisterschaften über 10.000 m, Siegerin beim Padua-Marathon, Vierte beim ADNOC Abu Dhabi Marathon (mit nationalem Rekord), WMTRC-Weltmeisterin im Mountain Classic.