„Steile Anstiege, schnelle Downhills, technische Passagen: Die Trails der WM 2023 in meiner Wahlheimat werden einen ganzheitlichen Trailläufer fordern.“

Philipp Ausserhofer

Philipp Ausserhofer

Weißenbach ist eine kleine Ortschaft im Ahrntal, einem Nebental des Südtiroler Pustertals. Rund 600 Menschen leben heute dort, wer von außerhalb kommt, sucht die Natur und Berge – und findet sie auch. Turnerkamp, die fünf Hornspitzen und der markante Tristenspitz sind nur einige der Gipfel, die von der Heimat Philipp Ausserhofers erreichbar sind.

Ausserhofer ist einer der besten italienischen Trailläufer, doch es wäre ein Fehler, ihn auf das schnelle Laufen auf engen Pfaden zu reduzieren. Er liebt den Spielplatz Berg, mit all seinen Disziplinen und Facetten, am liebsten „mit viel Luft unter dem Allerwertesten“, wie er es selbst formuliert. Er weiß, dass er seine sportliche Stärke auch seiner Herkunft mitten im Gebirge zu verdanken hat. Quasi als Hommage an seine engste Heimat, dem Ahrntal mit seinen 80 Dreitausendern, lief er 2021 seinen zutiefst persönlichen Ultratrail, einen „Homerun“, mit 160 km und 11.000 Höhenmeter über die Trails seiner Kindheit und die Gipfel seiner Jugend.

Dieses Projekt zeigt, wie geerdert Ausserhofer ist und wie beharrlich er seine Träume verfolgt. Seit 2011 lebt er in Nordtirol, zuerst aus Studiengründen in Innsbruck, seit zwei Jahren der Liebe und der Trails wegen in Telfes im Stubai. Er kombiniert einen Teilzeitjob als Apotheker in der Tiroler Landeshauptstadt mit Spitzensport und trainiert für kommende Aufgaben: Deswegen läuft er zuweilen die rund 15 Kilometer mit 500 Höhenmetern nach Hause, und scherzt, fast schneller zu sein als die Stubaitalbahn, die für diese Strecke 49 Minuten benötigt. War ihm Innsbruck anfänglich zu groß, so fühlt er sich nunmehr zwischen Nordkette, Patscherkofel und Nockspitze und erst recht im Stubai geborgen: „Der Begriff Wahlheimat triffts. Hier fühle ich mich angekommen, zu Hause und habe gefunden, was ich brauche – als Mensch und Athlet.“

Jeder selbst gelaufene und nicht Bahn gefahrene Kilometer bringt einen Sympathieträger des Trailrunnings jedenfalls näher an die World Mountain and Trail Running Championships 2023 Innsbruck-Stubai – doch in einem gewissen Sinne ist er schon Teil der Veranstaltung, ist er doch zusammen mit Ida-Sophie Hegemann und Adrian Niski im Promotion-Trailer der WM zu sehen und stand für diverse Fotoshootings zur Verfügung. „Es freut mich ungemein, dass es gelang, diese Titelkämpfe nach Tirol zu bringen, und es macht mich stolz, dass ich meinen Beitrag dazu leisten konnte.“ Das soll aber erst der Anfang sein, Ausserhofer will auch als Athlet beim Trail Long an den Start gehen.

„Es würde mir wahnsinnig viel bedeuten, aktiv dabei zu sein. Wenn ich daran denke, dass die WM auf jenen Trails ausgetragen wird, auf denen ich quasi jeden Tag trainiere, dann habe ich Gänsehaut – und, dann weiß ich, dass ich dieses Ziel nicht verpassen will.“

Eine Nominierung wäre ein Highlight in seiner noch jungen Ultra-Karriere, muss er sich doch dem grundsätzlich hohen Niveau im Team der „Azzurri“ stellen und durchsetzen. Seine Indexe bei ITRA (873) und UTMB (868, Stand 8.12.22) machen ihn zu einem der Besten in der italienischen Szene und untermauern seine Ambitionen: „Meine Entwicklung in den letzten zwei, drei Jahren zeigen, dass ich am richtigen Weg bin und ich mir eine Nominierung verdient hätte. Eine Belohnung, die nicht selbstverständlich ist. Denn geschenkt wird einem nichts.“ Das heißt für die nächste Zukunft: gut zu arbeiten und im Tiroler Winter mit schwierigeren Trainingsbedingungen zurechtkommen als seine Konkurrenten, um für ein Qualifikationsrennen, das möglicherweise im März stattfindet, in Form zu sein.

Doch ob er nun selbst um Medaillen läuft oder nicht – klar ist für den Südtiroler, dass die WMTRC in der Tiroler Bevölkerung eine Leidenschaft für Trailrunning entfachen wird, die vergleichbar sein könnte mit jener für den Radsport nach der WM 2018. „Die Weltmeisterschaft findet zur richtigen Zeit am richtigen Ort statt“, befindet Ausserhofer.

Zehntausende folgen ihm auf Instagram, wo er seine Lauf- und Bergabenteuer kommuniziert und seine andere große Leidenschaft, die Fotografie, mit Interessierten teilt. Follower und Likes sind in der heutigen Sport-Welt neben den Wettkampfergebnissen eine wichtige Währung, sagt Ausserhofer. Doch er hält auch fest, dass er zuerst einmal Athlet ist und erst dann, meinetwegen, auch Influencer. Dazu steht er. „Wenn ich mit meinem gesunden Lebensweg und schönen Bildern andere beeinflussen und inspirieren kann, selbst auch aktiver zu sein und auf unsere Natur etwas mehr zu achten, dann tue ich dies jedenfalls gerne!“

Fotos: © Philipp Reiter, Chris Riefenberg, Moritz Klee, Tom Klocker

Kurz-Steckbrief

Philipp Ausserhofer (Italien) geboren am 15.12.1992 in Bruneck, aufgewachsen im Ahrntal, wohnhaft in Telfes i. St., Mitglied des International Athletes‘ Team Scarpa und Karpos. Erfolge (Auswahl): 2020: Erster IATF85, Fünfter PAGT105; 2021: Dritter Garda Trentino Trail, Erster Dolomite Extreme Trail, Zweiter Swissalps100, Erster Mozart100; 2022: Erster Hochkönigman Endurance Trail, Zweiter Val d’Aran by UTMB (UTMB Major Europe).