Stadt und Berge, in kaum einer Stadt geht das so gut zusammen wie in Innsbruck. Das hat die Stadt heute beim Mountain Classic auf eindrückliche Weise bewiesen. Bis auf 937 Meter ging es auf steilen, schmalen Trails ein Stück die Nordkette hinauf, dann wieder hinab und über die Innbrücke zurück in die Stadt. Vor dem „Goldenen Dachl“, dem Wahrzeichen Innsbrucks, lieferten sich die Athletinnen und Athleten den Schlusssprint auf einem etwa 200 Meter langen, künstlichen Trail. Auch diese WM-Strecke war wieder sehr selektiv, weil sie mit ihren steilen Rampen und technischen Trails sehr anspruchsvoll war.
Was die Ahtlet:innen am meisten forderte, war der Wechseln von langen Downhill- und Uphill-Passagen, was ihre Beine ans Limit brachte. „Ich wollte am liebsten einfach aufhören. Aber ich musste weiterlaufen“, sagte die Schwedin Tove Alexandersson, was sie dann auch erfolgreich tat. Nach der ersten Runde erlebte sie einen Leistungseinbruch und kämpfte sich wieder zurück. Nur eine konnte sie bei ihrer Aufholjagd nicht einholen. Grayson Murphy aus den USA lief auf Platz eins und sicherte so die erste und für sie persönlich eine ganz besondere Goldmedaille dieser Weltmeisterschaften für ihr Land. „Ich konnte vergangenes Jahr wegen einer Verletzung nicht in Thailand dabei sein. Es hat viel Zeit und Geduld gekostet, wieder zurückzukommen. Ich bin aber froh, dass ich auf meinen Körper gehört habe“, sagte Murphy nach dem Rennen.
Auf Platz drei kam Joyce Muthoni aus Kenia, die sich an die Gastgeber wandte: „Ich möchte mich bedanken, dass wir als Team Kenia eingeladen worden sind“. Auch ihr Teamkollege Ombogo Kiriago Philemon konnte eine Medaille für das ostafrikanische Land erringen, der selbst mit zerrissenen Turnschuhen absolute Spitzenleistungen erbrachte. Er lief nach Leonard Chemutai ins Ziel. Die Bronzemedaille sicherte sich der Deutsche Filimon Abraham nach einem spannenden Rennen. Neben den harten Wechseln in Auf- und Abstieg fanden wichtige Entscheidungen im flachen Abschnitt auf dem Weg in die Stadt statt, wo die afrikanischen Athletinnen und Athleten ihre Stärken ausspielen konnten.
Weniger Glück hatte der Österreicher Manuel Innerhofer. Im Interview berichtet er kurz von seinem Unfall: „Da stand ein Schild in einer scharfen Linkskurve. Ich habe die Kurve so eng wie möglich genommen und auf den Boden geschaut. Zu diesem Zeitpunkt bin ich hinter einem Engländer gelaufen, der dem Schild wohl ausgewichen ist, aber ich bin voll dagegen gerannt. Ich habe an meinen Kopf gegriffen und dachte erst, das sei nur eine Beule. Aber sie ist immer größer geworden und dann ist Blut über mein ganzes Gesicht gelaufen. So konnte ich dann nicht weiterlaufen. Gesundheit ist mir wichtiger als die Leistung.“
Vormittags hatten auch die Nachwuchs-Ahtlet:innen zwischen 16 und 18 Jahren die Möglichkeit, ihr Talent auf die Strecke zu bringen. Zunächst liefen die Herren eine Runde auf der ersten Runde des Mountain Classic. Nach einer spannenden Verfolgungsjagd zogen James Kirwa und sein Teamkollege Hosea Chemutai an Matthieu Bührer vorbei und verwiesen den Schweizer auf den dritten Platz. Auch hier konnten sie ihre Stärke auf der flachen Strecke in der Stadt ausspielen.
Um 14 Uhr gingen die Damen an den Start. Schon bald setzte sich die Britin Rebecca Flaherty an die Spitze der Läuferinnen, die sie bis zum Schluss für sich beanspruchen konnte. Hinter ihr liefen die Spanierin Ines Herault und die Italinerin Lucia Arnoldo über die Ziellinie. Zuletzt betrug der Abstand Erstplatzierten nur noch acht Sekunden. Mit den Mountain-Classic-Rennen der Senior:innen und Junior:innen geht die Wettbewerbsphase der Weltmeisterschaften im Berglauf und Trailrunning am Samstagnachmittag gebührend zu Ende.