„Es gibt nichts Wichtigeres als diese Weltmeisterschaften. Und Innsbruck-Stubai ist der ideale Ausrichter dafür!“

Martin Dematteis

Martin Dematteis

Er ist einer der Granden des italienischen Berglaufs, und die Italiener, Statistiken bei der Hand, haben die Historie dieser Laufdisziplin nachhaltig mitgeprägt. Martin Dematteis war bei neun Weltmeisterschaften dabei (und bei neun Europameisterschaften), die Ausbeute ist beachtlich: WM-Dritter im Berglauf 2011, mehrere Top-Einzel-Ergebnisse, und mit dem Team immer (!) auf dem Podest. Doch wenn über Martin gesprochen wird, dann wird auch gleich nach seinem Zwillingsbruder Bernard Ausschau gehalten.

“Wenn ich über mein sportliches Leben spreche, fange ich automatisch an, auch über seins zu sprechen”, sagt Martin. Das ist logisch: Beide sind am 24. Mai 1986 geboren und in Rore di Sampeyre aufgewachsen, rund 1000 Meter über dem Meeresspiegel in der italienischen Provinz Cuneo, wo die Alpen Italien und Frankreich verbinden und trennen.

„Wir hätten nie gedacht, dass wir so erfolgreich sein würden“, sagt Martin und blickt zurück. Tatsächlich regnete es Titel und Medaillen auf allen Ebenen. Einen ganz besonderen Moment gab es bei den Berglauf-Europameisterschaften 2016 in Arco, als die Brüder Dematteis nach 12,3 Kilometern Laufstrecke Hand in Hand ins Ziel kamen und sich als ex aequo-Sieger wähnten. Die Zeitmessung verwehrte ihnen das doppelte Gold. Martin gewann mit einer Sekunde Vorsprung vor seinem Zwilling. „Es war dennoch ein außergewöhnlicher Moment“, sagt der ehemalige Weltmeister heute.

Während Bernard mit Verletzungen zu kämpfen hat, entwickelte sich Martin weiter. “Vor der Pandemie bin ich immer die klassischen, etwas kürzeren Bergläufe gelaufen. Dann begannen meine Trainingsläufe länger zu werden, und auch meine Wettkämpfe. Bei den World Mountain and Trail Running Championships 2023 in Innsbruck-Stubai möchte ich im Trail Short an den Start gehen.“ Dass er konkurrenzfähig ist, hat er in Chiang Mai bewiesen, als 21. und mit überschaubarem zeitlichem Rückstand auf die Top Ten.

In Innsbruck-Stubai bei der WM dabei zu sein ist das nächste große Ziel von Dematteis; die Region kennt er zur Genüge, vier Mal bereits ging er – als Adidas TERREX-Athlet – beim Innsbruck Alpin Trailrun Festival über 25 km an den Start. „2022 habe ich das Rennen, nach drei zweiten Plätzen, endlich gewinnen können.“ Und 2009 hat er in Telfes seine erste Berglauf-EM bestritten.

„Wenn ich an Tirol denke, dann kommen fast heimatliche Gefühle in mir hoch. Mein Land ist Italien, ganz klar. Doch in Innsbruck-Stubai fühle ich mich einfach sehr wohl!“

Die Emotionalität, die beim Norditaliener hochkommt, wenn er an Tirol denkt, wird gepaart vom Wissen, dass die Titelkämpfe ein organisatorisches Highlight werden. „Dort kommt zusammen, was zusammengehört – Knowhow, Ressourcen, Freude an der Sache.“

Deswegen will Dematteis seine zehnten Weltmeisterschaften unter keine Umstände versäumen. Aber auch wenn die italienische Delegation sich mit 48 Athlet:innen und 13 Betreuern angekündigt hat, so muss er sich seinen Platz auch erst erkämpfen. Für den Trail Short findet die italienische Qualifikation Mitte April im Veltlintal, in Morbegno bei Sondrio, im Rahmen des Colmen Trails statt. Dafür trainiert der freundliche und bodenständige Spitzenläufer, im Winter hauptsächlich im Flachen, im Frühjahr dann in den Vertikalen.

Bei den WMTRC wird er aber so oder so dabei sein, entweder als Teilnehmer oder als Zuschauer und Fan. „Es wird ein Fest, das niemand versäumen sollte. Und wer weiß, vielleicht sind diese Titelkämpfe ein weiterer Schritt, Berglauf oder Trailrunning an noch wichtigere Veranstaltungen heranzuführen. Denn wenn es etwas Größeres gibt als die WM, dann sind es Olympische Spiele.“

Kurz-Steckbrief

Martin Dematteis, Italien, geboren am 24. Mai 1986 in Sampeyre und dort wohnhaft, Adidas TERREX Athlet, ist einer der Superstars in der Berglauf-Szene seines Landes. Erfolge (Auswahl): Berglauf-Team-Europameister 2009, 2010, 2011, 2013, 2014, 2016, 2018; 2011: Berglauf-WM-Dritter (Team-Erster), 2015: Berglauf-Weltmeister (Team), 2016: Berglauf-Europameister (Einzel), 2022: Erster K25 des IATF, EM-Achter, Achter beim OCC, Trail-Short-Weltmeister (Team), Sieger Ultra Trail Cape Town (35 km)