Dieser Mann ist eine Legende. Wer so über seinen Mitkonkurrenten spricht, der mehr als zwei Minuten vor einem über die Ziellinie gelaufen ist, der „schämt“ sich nicht über einen zweiten Platz. So formulierte es der Brite Thomas Roach, der in einem spannenden Verfolgungsrennen zwar noch einige Sekunden auf Stian Hovind Angermund gut machen konnte, aber sich am Ende doch gegen den Norweger beim Trail Short geschlagen geben musste.
Beim letzten Anstieg und selbst noch kurz vorm Zieleinlauf drehte sich Angermund immer wieder nach Roach um, zumal der letzte Anstieg zum Kreuzjoch alles von ihm abverlangte. „Beim letzten Anstieg habe ich gelitten, aber jetzt bin ich sehr glücklich. Das war mein großes Ziel für dieses Jahr und ich habe es erreicht“, sagte Stian Hovind Angermund. Auf den dritten Platz lief der Italiener Luca del Pero.
Der zweite Wettbewerb der Weltmeisterschaften im Berglauf und Trailrunning hielt für die Athletinnen und Athleten alles bereit, was die Landschaft des Stubaitals und das alpine Wetter zu bieten haben. Nach dem Massenstart der Frauen und Männer 9.05 Uhr schien zunächst die Sonne, die die herrliche Bergwelt noch einmal so richtig schön in Szene setzte. Eineinhalb Stunden später fielen die ersten Regentropfen vom Himmel, zu denen sich auch Windböen gesellten.
Auf der Strecke selbst sahen sich die Athlet:innen auf kurzen Abschnitten mit Schnee konfrontiert und durch den Regen auch mit teils rutschigen Passagen, die vor allem beim Downhill sehr viel Konzentration abverlangten. Speziell der letzte lange Abschnitt hinunter nach Neustift im Stubai stellte die müden Beine der Sportlerinnen und Sportler noch einmal auf die Probe. Der Französin Clementine Geoffray spielte aber genau diese letzte Herausforderung auf der Strecke in die Karten.
Sie überholte Judith Wyder aus der Schweiz zu Beginn des Downhills vom Kreuzjoch auf knapp 2400 Metern, setzte sich damit an die Spitze der Frauen – und gewann das Rennen. Judith Wyder, die über weite Teile der Strecke allein die Führung übernommen hatte, war trotzdem sehr zufrieden mit dem Ergebnis, zumal sie überrascht sei, überhaupt so weit vorne mitgelaufen zu sein. „Ich bin noch nie 45 Kilometer gerannt, sondern bisher eher auf kürzeren Strecken unter 40 Kilometer unterwegs gewesen“, sagte sie im Ziel. Auf den dritten Platz rannte die Schweizerin Theres Leboeuf.
Das Wetter verschlechterte sich zum Nachmittag dann so stark, dass der Wettbewerb am Kreuzjoch/Sennjoch abgebrochen werden musste. Davon betroffen waren rund 50 Athleten und Athletinnen, die zur Versorgungsstation Kreuzjoch zurücklaufen und ihr Rennen nicht im Zieleinlauf in Neustift im Stubai beenden konnten. Bei sportlichen Veranstaltungen wie den Weltmeisterschaften im Berglauf und Trailrunning legt am Ende das Wetter die Spielregeln fest. Die Sicherheit aller Athletinnen und Athleten geht immer vor.